2012 08 – Petersburg – Stadt, Gefühle und Probleme

Bei mir wird Sankt Petersburg neben Odessa und Wien eingereiht. Was ich bisher gesehen habe gefällt mir sehr gut und war sicher noch nicht alles. Die Zeit reicht einfach nicht um einfach mal herumzuschlendern oder das ich mich wirklich dem Fotografieren widmen könnte. Ich nutze lieber alle Möglichkeiten für Kommunikation…

Der гречневая каша (Buchweizen) mit Rindfleisch im Flugzeug stimmte mich gleich richtig ein und erweckte altvertraute Gefühle des „Heimwehs“ in mir. Ein wirklich cooles Accessoir im Flugzeug war auch die metallene Teekanne, aus der serviert wurde.

Stadtbild

Die Stadt ist sehr sauber und im Zentrum komplett renoviert. Dies hat mich anfangs ein wenig gestört, da es sich so unreal/zu perfekt anfühlte (alle Fassaden sind bunt, sauber und neu). Riskiert man einen Blick in die Innenhöfe oder fährt weiter raus, dann kann man sich ein besseres und reales Gesamtbild verschaffen. Petersburg hat einen ganz eigenen Charme, mir gefällt es, dass alles so weit und offen ist. Die Häuser sind in eher fröhlichen Farben angepinselt und angenehm niedrig (man fühlt sich nicht so erschlagen wie in Kiev). Die mehrspurigen Straßen kann mein teilweise leider nur sehr schwer überqueren (was auch meist verboten ist), deshalb muss man sich eine Unterführung suchen. Hin und wieder ist auch ein ordentlicher Umweg nötig um schnell mal die Straßenseite zu wechseln.
Das öffentliche Verkehrsnetz scheint gut zu sein, wobei wir bis jetzt hauptsächlich die U-Bahn genommen haben. Маршрутка (Marschroutentaxi) haben uns bis jetzt nur im Beisein von Ortskundigen gesehen. Sie scheinen weniger überfüllt zu sein als in Odessa kosten aber auch um einiges mehr. Straßenbahn und Trollibus rollen nur an uns vorbei…

Meer

Eine Stadt mit Meer hat immer sofort einen Bonus bei mir. Auch wenn russische Kolleginnen mich dann immer wieder fragen „Wo bitte ist hier ein Meer?“ oder „Welches Meer?“. Ich rede vom финский залив (dem Finnischen Meerbusen), den wir ziemlich am Anfang des Aufenthaltes besucht haben! Zwar waren wir nur kurz dort und die Fahrt relativ weit aber das Meerwasser und der Geruch haben mein Herz erwärmt. Leider scheint mir das Wasser nicht so sauber wie in Odessa aber das würde mich jetzt auch nicht sonderlich stören baden zu gehen, wenn das Wetter wieder mal schöner ist.
Doch nicht nur Salzwasser gibt einen Startbonus, sondern auch Flüsse die durch Kanäle die Venen der Stadt bilden. Nicht umsonst wird Sankt Petersburg als das Venedig des Nordens bezeichnet, das Flair der vielen Kanäle in Kombination mit großzügigen Platz links und rechts gibt einiges her! Ich hoffe das Wetter wird bald besser, denn dann können wir eine Kanalrundfahrt machen.
Lustig sind die Dachrinnen, die einfach direkt auf den Gehsteig münden…

Menschen, Kriminalität – und einmal Pech gehabt

Generell kann ich sagen, dass ich mich ähnlich wohl und sicher wie in Odessa fühle. Die Menschen scheinen mir etwas deutlicher zu sprechen und vielleicht einen Tick hilfsbereiter zu sein (vielleicht ist mein Russisch aber auch einfach nur besser). Ich fühlte mich nie unwohl, bin aber auch nicht wirklich alleine unterwegs gewesen und wirklich finster war es dabei bis jetzt auch nicht. Solange man sich in den „Touristenbezirken“ aufhält sollte man, außer vor Taschendiebstahl, eigentlich keine Bedenken haben.

Etwas anders sieht es in der Metro aus, vor ein paar Tagen hatte ich das Pech, dass ich einem faszinierenden Coup auf den Leim gegangen bin. Durch einen organisierten „blöden Zufall“ wurde ich von meiner Gruppe abgespalten (circa ein Meter Abstand) und stieg mit einer Handvoll Leute in die U-Bahn ein. Plötzlich war ich umzingelt von Ganoven die so taten als ob sie schnell aussteigen wollten (Falsche Richtung). Das Gedränge, das folgte war perfekt inszeniert. Ich konnte weder vor noch zurück und merkte leider erst zu spät was vor sich ging. Einer von ihnen hatte die Hand in meiner Tasche, woraufhin ich ihn sofort hinaus stieß, ausstieg und geschaut habe ob er das Objektiv (70-300mm), das mir fehlte noch in der Hand hielt. Sie waren etwa zu siebt und ein paar waren draußen und ein paar sind mit der U-Bahn weitergefahren. Vermutlich wurde es weitergereicht und blieb in der Bahn oder war schon am Weg nach oben.
Der Verlust ist zwar blöd, berührte mich aber gottseidank nicht wirklich. Vielleicht war auch das große Mitgefühl und die Hilfbereitschaft meiner Begleiterinnen ein Grund. Wegen der Sache wollte ich mir meinen Urlaub jedenfalls nicht verderben lassen.
Was bleibt ist nur die Faszination wie professionell sowas abläuft und froh zu sein, dass mir nichts passiert ist und ich noch meinen Pass habe.
Eine Regel für die Zukunft: immer alles zumachen, fest am Körper halten und unauffällig aussehen und vor allem aufpassen, dass man nicht von seiner Gruppe getrennt wird! Die Leute beobachten geduldig und schlagen zu sobald sie ein Opfer finden…

Da ich auf meinem Laptop fast nicht mehr arbeiten kann wird es ein „best of“ geben sobald ich wieder zu Hause bin. Wirklich viel von der Stadt fotografiere ich allerdings nicht wirklich. Ich fokussiere mich eher auf Portraits von meinen Kolleginnen und Kollegen…

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