Feuervogel – Wiener Schmäh und Kost

Nachdem ich dieses Semester meinen Russischkurs in der Nähe des Restaurants Feuervogel besuchte, lag es quasi auf der Hand zum Abschied dort essen zu gehen. Mit niedrigsten Erwartungen, geschührt durch Hörensagen und Gerüchte wurden wir positiv überrascht. Aber leider nicht durch Authentizität…

Vielleicht liegt es auch daran, dass eine Änderung in der Geschäftsführung stattgefunden hat… jedenfalls wurden wir von einem Wiener Kellner, und seinem Chef herzlich, mit Schmäh bedient. Letzterer beteuerte immer wieder, dass er schon einige Male in Russland, Ukrainie, etc. war und weiß wie das Essen schmecken sollte, selbst wenn es hier nicht ganz so ist. Zum Dessert hat er uns noch eine kleine Anektote über die Entstehung Sirniki erzählt. Das kulturelle Rahmenprogramm hat also gepasst.
Der Bezug des Restaurants zu Russland ist, laut ihm, dass der Koch eine ukrainische Großmutter hat und nach einem russischen Kochbuch aus Dresden (es spricht deutsch) kocht, welches er in Russland ergattert hat. (schwierige Verkettung :))

Komfortabel sitzen? Zu sechst? eher nicht

Da wir „nur“ sechs waren konnten wir uns ein „Abteil“ teilen. (diese bilden einen großen Teil des Restaurants) Die Bänke sind mit dem Tisch fix verbunden und damit es nicht gar so eng ist bekamen wir noch einen Miniaturbeistelltisch. Gemütlich sitzen ist anders, zu viert sollte es wahrscheinlich besser sein. Die ursprünglich für uns gedeckte Tafel (normale Tische) – wir hätten mehr werden sollen – wäre für meine Fußfreiheit sicher komfortabler gewesen. Also am besten mindestens zu siebent essen gehen.

Die Atmosphäre im Lokal war angenehm, doch als nur mehr wir dort waren vielleicht etwas zu ruhig. (Wir waren die ausdauerndsten Gäste) Die entspannte Stimmung wurde von Musik, dumpf im Hintergrund untermalt. Dekorativ hatte das Interieur interessante Wandmalerei zu bieten, die mich irgendwie an Indianertotems erinnerten. Das einzige, was wirklich russisch anmutete waren die aufgehängten Bilder…

Die begehrteste Kost ist leider aus

Liebend gerne hätte ich die handgemachten Pelmeni probiert, die aber leider bis auf ein paar wenige für eine Delegation aus der russischen Botschaft am nächsten Tag reserviert waren. (So wurde uns zumindest gesagt) Somit entschloss ich mich diese meinen Begleitern zu überlassen und mir eine andere Vorspeise zu gönnen. (Ich bereute es nicht) Laut unserer Lehrerin und einem Kollegen waren sie nicht schlecht, allerdings auch nicht die besten, die sie in Wien gegessen haben.

Ich bestellte stattdessen Piroggen (7€), die mit Schwammerl würzig gefüllt waren. Hervorragendes Geschmackserlebnis, allerdings etwas kleine Portion.
Als Hauptspeise Kiewer Kotletts (16€, eine der wenigen Speisen die mich wirklich angelacht hat): Hühnerbrust in Tannenzapfenform gefüllt mit Kräuterbutter, welche sich beim Anschneiden gefährlich-explosiv verteilen kann. (Darüber wurde ich vom Kellner dankenswerterweise vorher gewarnt, es ist nicht ungefährlich) Als Beilage Erbsen und „Pommes“. (fein geraspelte und frittierte Erdäpfel) War auch nicht schlecht.

Mehr für’s Auge als für den Magen

Das Essen war generell sehr appetitanregend angerichtet und auch eine geschmacklich eine Gaumenfreude. Wie es in teureren Lokalen so üblich ist bezahlt man für das Gedeck und bekommt: Stoffservietten, Butter, ein Schüsserl Knoblauchcreme und diverse Brotscheiben.

„Wenn wir schon einmal hier sind“ war unser Motto und deswegen bestellten wir auch Nachspeisen. Meine Lehrerin bestellte Sirniki garniert mit Semmelbröseln und Marmelade. Sie sollten ähnlich wie Topfennockerl geschmeckt haben und sahen auch so aus. In Odessa bei meiner Gastfamilie (und auch wie meine Lehrerin bestätigte bei ihr zu Hause in Russland) sehen sie eher aus wie kleine Pfannküchlein, weniger luftig und mehr deftig. Auch der Chef meinte, dass er sie anders kennen würde…
Ich führte mir das Nussgeheimnis (6€) zu Gemüte. Nußkuchen mit tonnenweise Schlag und Marmelade übergossen.

Wer’s im Börsel hat…

… kann sich gerne den russisch angehauchten Speisen hingeben. Wer aber richtig authentisch essen gehen möchte, sollte lieber ein anderes Lokal wählen. Wenn es schon nicht echt war, so war es doch zumindest ausgezeichnet, was aber die preisliche Position im Verhältnis zur Menge nicht rechtfertigt. Um 32 € für mich alleine (es waren drei Gänge und ein Orangensaft, wobei die Hauptspeise im preislichen Mittelfeld des Restaurants lag) kann man anderorts mit ähnlicher Qualität fast zu zweit essen. Und ich dachte Wladimir sei teuer…

Gut war’s schon, allerdings nicht echt…

trotzdem Mahlzeit!

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.